Heuschrecken


Heuschrecken gehören neben den Schaben zu den hochwertigsten Futterinsekten. Besonders die gelben Wüstenheuschrecken sind für Leos aufgrund ihrer Farbe sehr interessant. Sie animieren zu wilden Verfolgungsjagden durch das Terrarium.

Wanderheuschrecke
Die Ägyptische Wanderheuschrecke lebt einzeln und ortstreu in Nordafrika und Asien. Kommt es zu starker Vermehrung, löst dies den Wandertrieb aus und die Tiere rotten sich zu großen Schwärmen zusammen um neue Lebensräume zu finden. Diese Art wird etwa 6cm groß und reagiert sensibel auf Haltung und Futter, wodurch es schnell zu einem Massensterben kommen kann.


Wüstenheuschrecke

Die Wüstenheuschrecke kommt aus den Steppengebieten Afrikas und lebt dort ebenfalls einzeln. Hormonell bedingt kommt es bei ihr auch ab und an zu Wandertrieben. 
Weibchen werden etwa 8cm groß, Männchen ca. 6cm. Im Vergleich zu Wanderheuschrecken haben sie größere Dornen an den Sprungbeinen.


Haltung


Für die Haltung von wenigen Hüpfern reicht eine Faunabox oder die von mir empfohlenen umgebauten Boxen mit Gazeboden.
Ihr solltet die Heuschrecken schnell verfüttern, denn sie sterben recht schnell unter kleinen Haltungsfehlern.
Besonders empfindlich reagieren sie auf Pestizide an Obst und Gemüse.
Wollt ihr trotzdem langfristig mehr davon halten oder züchten, erfahrt ihr in den nächsten Zeilen wie das geht.


Ernährung von Heuschrecken


Hier müsst ihr aufpassen, denn mit falschem Futter rafft ihr sehr schnell euren gesamten Bestand dahin. 
Heuschrecken vertragen drei Sachen sehr sehr schlecht.

  1. Zu nasses Futter (Keinesfalls Gurke, Salat, Tomate und Kartoffeln!)
  2. Pestizide! Nur Bio, Bio, Bio, möglichst aus eigenem Anbau
  3. Futtermangel (sie fressen fast rund um die Uhr)

Im Bild rechts seht ihr Gurke, das ist Naschgurke aus dem Treibhaus. Die hat kein glibbriges Inneres und geht somit am ersten Tag zum Auffüllen des Flüssigkeitsmangels nach dem Transport.

Paprika ist generell auch als Bio ungeeignet, weil hier extrem Pestizide dran sind. Zu Hause aus dem Treibhaus geht natürlich.

 

Gut geeignet sind Wiesenkräuter, Brombeerblätter bzw. Äste mit Blättern, Möhrengrün, Haferflocken und Weizenkeimlinge. Letztere könnt ihr selber ziehen. Kauft euch etwas Bio Weizen (ganzes Korn, unbehandelt) (Ebay, Bioladen, Müller). Hebt euch für den Anbau die Heimchendosen auf und füllt diese 2cm mit Kokoshumus oder Vermiculite.  Darauf gebt ihr eine kleine Hand voll Körner und bedeckt diese mit 3cm Substrat. Danach einfach gießen bis es vollgesaugt ist, Deckel drauf und an einen warmen Ort stellen. Alternativ steckt ihr einen hölzernen Schaschlikspieß in die Erde und stülpt einfach einen Gefrierbeutel über die Dose. Unten mit Gummiband befestigen und schon habt ihr ein Mini Treibhaus.
Darin treiben die Körner schnell Wurzeln und die Keimlinge können dank dem Gefrierbeutel innerhalb weniger Tage in die Höhe wachsen.
Die Dosen stellt ihr ihnen einfach ins Terrarium bis die Keimlinge heruntergefressen sind. 

 

Wasser benötigen Heuschrecken keines. Sie regulieren ihren Flüssigkeitshaushalt selbst durch die Aufnahme von nassem und trockenen Futter. Deshalb immer beides zeitgleich anbieten sonst vergreifen sie sich am Holz des Terrariums oder sterben.


Verfüttern von Heuschrecken


Das Verfüttern an eure Leos ist eigentlich keine große Sache nur Heus hüpfen hoch und weit und sind grün gesteuert. Sie fressen im Terrarium also alles was grün ist, auch Kunstpflanzen. Von daher besser mit Pinzette füttern wenn ihr kein Microplastik im Leo wollt....

Adulte Heuschrecken besitzen scharfe Dornen an den Hinterbeinen. Ich entferne die Hinterbeine deshalb, denn fragt euch eines, wollt ihr dass euch nach dem Essen jedesmal ein Stück Maschendraht im Hals stecken bleibt?
Es geht hier weniger um die Verletzungsgefahr sondern um das Unangenehme. Die Beine sind sehr steif und wenn der Leo schon 6-8cm Insekt heruntergewürgt hat, passen weitere 3cm dornige Sprungbeine einfach nicht mehr in den Magen. Die stecken ihm dann im Hals bis sie irgendwann abbrechen und weiter nach unten wandern.


Zucht von Heuschrecken


Der Behälter für die Zucht sollte mehr hoch als Breit sein und optimaler Weise ein Glasterrarium, weil diese leichter zu reinigen sind. Ein Exo Terra Terrarium ist hier aufgrund des Gazedeckels besonders gut geeignet. Größentechnisch nicht unter 40x40x60cm (BxTxH)
Als Erste Tat baut ihr euch aus Sperrholz eine Einlage für Innen die ihr leicht herausnehmen könnt. Sie sollte seitlich keine Luft haben wo Kot usw. durchfallen kann. (Wie der Schub im Vogelkäfig)
Heuschrecken fressen und koten sehr sehr viel und ihr müsst euch irgendwie die Reinigung erleichtern. Der Kot ist trocken schnell statisch aufgeladen, weshalb man ihn schlecht wegkehren kann und mit dem Staubsauger verteilt ihr nur die enthaltenen Bakterien im Raum.

Der findige Züchter baut sich hier ein Terrarium mit Schublade unten und Gittereinlage, wo der Kot einfach durchfällt.
Hier ein Beispiel wie das aussehen kann:


Alternativ findet ihr bei Youtube Zuchtanleitungen wo solch ein Kaninchenstall verwendet wird. 
Prinzipiell keine schlechte Idee wenn ihr ihn ausreichend umbaut. Schaut euch einfach die Videos an.

 

Heuschrecken benötigen Äste von Laubbäumen zum Klettern und deren Rinde als Ausgleichsnahrung für zu nasses Futter. 
Es erfordert einige Erfahrung, damit sie nicht die Zuchtbehälter anfressen. Stromkabel sind vor Ihnen nicht sicher, also verbaut entsprechend Leuchtstoffröhren und Heizmatten. Letztere kann man einfach außen an die Rückwand oder die Bodenschublade kleben. Das Kabel der Leuchtstoffröhre sichert ihr einfach mit Drahtgaze. 
Bei Exo Terra Terrarien könnt ihr die Beleuchtung oberhalb des Gazedeckels anbringen.

Wanderheuschrecken benötigen Licht und Wärme zur Haltung und Zucht und zwar 30-35 Grad tagsüber und mindestens 20 C° nachts.
Wüstenheuschrecken benötigen 35-40 Grad und nachts 15C°.

Etwas Feuchtigkeit muss auch sein, was man mit gelegentlichem Sprühen alle 2-3 Tage erreicht.
Aber Achtung! Schimmel, Stauwärme und Staunässe sind ein No Go! Das vertragen Heuschrecken gar nicht.
Beleuchtungsdauer mindestens 13 Stunden/ Tag.

 

Zur Zucht von Wanderheuschrecken setzt man ca. 20 adulte Heuschrecken in das Terrarium und stellt ihnen eine Plastikbox mit lockerem Sand- Erde Gemisch zur Verfügung. Füllhöhe mindestens 10cm und immer leicht feucht halten.

In den Sand bohren die Weibchen ihr Hinterteil und legen Eier ab. Die Box kann bis zu 10 Tage im Terrarium stehen bleiben bevor ihr sie erneuert. 
Ihr könnt die Behälter nun mit Fliegengitter überspannen und an einen warmen Platz stellen. Licht braucht es nicht, somit reicht auch eine Stelle oben auf dem Terrarium wo die Wärme von der Beleuchtung weggeht. Nachfeuchten braucht es in der Regel auch nicht, da die Eier so tief im Substrat liegen, dass sie feucht bleiben, selbst wenn die Oberfläche austrocknet.


Spätestens nach 14 Tagen kommen die Behälter in das kindersichere Schlupfterrarium, wo nach etwa 21 Tagen regulär der Schlupf beginnt.  
Vorher sollte natürlich das Fliegengitter von der Ablagedose entfernt werden und Futter muss auch gleich zur Verfügung stehen. 
Die kleinen Heuschrecken hält man genauso wie ihre Eltern und füttert auch das Gleiche. Sie brauchen etwa 3-5 Wochen bis sie adult sind und nochmal ca. 1 Woche bis sie sich verpaaren. Entweder ihr züchtet mit ihnen weiter oder ihr holt euch immer frische Hüpfer im Handel.

 

PS: Die Heuschrecken zur Eiablage zu bringen ist wahrlich keine Kunst, denn die Weibchen legen ihre Eier in alles, was einigermaßen die Ablageanforderungen erfüllt. Das sind auch die Behälter mit Weizenkeimlingen die man ihnen als Futter hineinstellt.

Ihr könnt also gerne auch diese Behälter zur Ablage nutzen.

 

Wüstenheuschrecken legen ihre Eier in Vogelsand und die Eier solltet ihr herauspulen. Dazu stürzt ihr den Ablagebehälter einfach in eine Schüssel und zerbrecht den Sand. Ein stumpfes Messer vom Essbesteck ist hier ganz gut geeignet. Die Eier kleben in Röhrenform aneinander und lassen sich gut vom Sand trennen. Gebt die Eier in eine Heimchendose mit feuchtem Zewa, klebt die Dose mit dunklem Panzertape ab und klebt auch einige Luftlöcher zu, damit das Zewa nicht so schnell austrocknet. Stellt die Dose dann an einen warmen Ort bis die Eier schlüpfen. Ab diesem Zeitpunkt geht es dann wie oben bei den Wanderheuschrecken beschrieben. Wärme, Licht und fressen, fressen, fressen.

 

Videos zur Zucht:

Wüstenheuschrecken züchten - Teil 1

Wüstenheuschrecken züchten - Teil 2

Wüstenheuschrecken züchten - Teil 3



Für die Wanderheuschreckenzucht einfach HIER klicken, so gelangt ihr zur Video Playlist.