Schlupf


Kurz vor dem Schlupf beginnen die Eier zu ''Schwitzen'' d.h. es treten hin und wieder kleine Flüssigkeitsperlen aus. Die Schale kann hierbei auch leicht einfallen. Um sich aus dem Ei zu pellen, besitzt der Schlüpfling 2 kleine Eizähne am Oberkiefer, mit denen er durch ruckartige Kopfbewegungen ein Loch in die Eihülle reißt. Durch dieses Loch steckt er nun seine Nase oder den Kopf und verharrt einige Zeit so. In dieser Ruhephase stellt er auf Lungenatmung um und nimmt den Dottersack in die Leibeshöhle auf. Von diesem ernährt er sich dann noch einige Tage bevor er zu fressen beginnt.

© by Oliver Borchers
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© by www.der-leopardgecko.de
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Diese Eizähne verschwinden relativ schnell wieder. Wenn es ein Jungtier nicht schafft rechtzeitig die Eihaut aufzuschlitzen, ist es zum Tode verurteilt, außer man hilft rechtzeitig nach. Diesen Zeitpunkt kann man jedoch selbst als geübter Züchter nicht feststellen.

Anbei ein kleines Video zum Schlupf:

 Der Schlüpfling hat eine Größe von 5- 9 cm und wiegt 3-4g. Er häutet sich kurz nach dem Schlupf das erste Mal, was man oft gar nicht mitbekommt. Da er die ersten Tage vom Dottersack lebt, lässt man ihn noch 2-3 Tage in einer Heimchendose mit feuchtem Zewa im Inkubator. Erst dann setzt man ihn ins Terrarium oder Rack um.



Schlupfprobleme


Eidotter nicht ganz aufgenommen:

Manchmal kommt es vor dass ein frisch geschlüpftes Jungtier den Dottersack nicht richtig aufnimmt oder sich die Aufnahmestelle (Nabel) nicht ganz schließt.

Setzen Sie das Baby in einem Heimchendose mit nassem Küchenpapier als Bodengrund und stellen Sie diese in den Inkubator.

Der Dottersack wird irgendwann von ganz alleine abfallen und der Nabel heilt zu.



Jungtier nicht stark genug für den Schlupf:

Manchmal schafft es ein Schlüpfling nicht sich aus dem Ei zu befreien oder es aufzuschlitzen und man will ihnen helfen. Hierzu kann man das Ei weiter aufreißen oder vorsichtig aufschneiden wenn es nicht schon zu spät ist.

Leider überleben solche Jungtiere die ersten Tage nach dem Schlupf nicht immer.

Das ist natürliche Auslese denn nur die Starken überleben.

Dieses sehr kleine Jungtier mit gerade mal 2g war in einem riesigen Ei mit 5cm Größe und ich habe ihm beim Schlupf helfen müssen.
Es wurde nur 8 Wochen alt bevor es starb und bis dahin schaffte es nur das Kampfgewicht von 5g mit dem gesunde Jungtiere schlüpfen.



Zwilligsschlupf:

Auch ein Zwilligsschlupf aus einem Ei kommt vor. Als Züchter guckt man da schon etwas doof drein wenn man den Inkubator öffnet und einem plötzlich 3 Junge aus 2 leeren Eihüllen anschreien.

In der Regel entwickeln sich Zwillinge ganz normal wie jedes andere Jungtier auch.

In ganz seltenen Ausnahmefällen sind es siamesische Zwillinge die irgendwo zusammengewachsen sind. Bei Hansgünter Kleffmann schlüpften 2017 Drillinge. Eines normal entwickelt, 2 teils entwickelte Siamesische Zwillinge am Dottersack des gesunden Babys. HIER der Link dazu


Am Schwanz zusammengewachsene Tiere könnte man leicht durch Schwanzabwurf beider Tiere trennen. An anderen Stellen kommt es darauf an was zusammengewachsen ist. Bei Organbeteiligung geht das nicht, nur wenn die Haut betroffen wäre oder Beine. Hier ist aber eine OP erforderlich die die Tiere erst ausgewachsen überstehen würden.

Natürlich gibt es siamesische Jungtiere die sich zusammen groß ziehen lassen, aber ein wirklich normales Leben werden sie nicht führen können.


Verkrüppeltes Jungtier:

Manchmal schlüpfen Jungtiere mit verkrüppelten Knochen. Das kann an u. a. den Elterntieren liegen, dass sich die Gene nicht vertragen oder auch an Mangelerscheinungen der Mutter während der Trächtigkeit.

 

Die Überlebenschancen sollte jeder Züchter selbst beurteilen können und das Jungtier ggf. erlösen. Hierzu 2 Videos von mir:

Dieses Jungtier hat eine verkrümmte Wirbelsäule und kann weder richtig laufen, noch fressen, noch sich alleine häuten.

Der einzig richtige Weg war es (auf natürlichem Weg) zu erlösen. Achtung! Video kann verstörend wirken! Es wird gefressen!


Anmerkung: Ich werde aufgrund des vorherigen Videos, wo das Jungtier gefressen wird, regelrecht in diversen Facebook und Whatsapp Gruppen zerfetzt. Dieses Jungtier hatte keine Überlebenschance! Es hätte nicht einmal die Fahrt zum Tierarzt überlebt und wäre dort auch nur eingeschläfert worden. Warum dem Tier diesen Stress antun und es nicht auf natürliche Weise erlösen?


In freier Natur passiert dies Tag für Tag und dort würde so ein Jungtier sehr schnell gefressen. Leopardgeckos sind nunmal Carnivoren und ja, sie jagen und fressen auch ihre eigenen Jungtiere, genauso Mäusebabys und Insekten. Dies alles sind Lebewesen und wir verfüttern sie jeden Tag an unsere Schützlinge. Wenn ihr das Video so abstoßend empfindet, dann fragt doch mal die nächste Heuschrecke ob sie verfüttert werden will? Die wird genauso lebendig gefressen wie das Jungtier hier.

 

Wir Reptilienhalter leben täglich damit andere Lebewesen lebendig zu verfüttern und wenn jemand so etwas nicht versteht, dann bitte gebt eure Reptilien ab. In größeren Zuchten ist es Alltag den Überbestand an Reptilien an Fleischfressende andere Reptilien zu verfüttern. Auf Börsen ist es völlig normal für so manche Großzüchter ihre nicht verkauften Tiere jemandem als Schlangenfutter überlassen.

 

Dieses Video soll Wege aufzeigen, die Züchter in solchen Fällen haben. Langjährige Züchter kennen das bereits aber ich berate Anfänger und nur weil ich mich traue sowas zu posten, was in der Branche schon viele Jahre üblich ist, werde ich verteufelt... Schönen Dank auch...


Einrichtung Terrarium/ Rack


Auch hier kann man sich vorbereiten, um nicht bei jedem neuem Schlupf eine Box einrichten zu müssen. Frisch geschlüpfte Leopardgeckos haben während der ersten Wochen 2 angeborene Reflexe:

  • Verstecken und Flucht zum Schutz vor Fressfeinden
  • fressen

Die Flucht geht immer vor dem Fressen und nur wenn sie sich in Sicherheit wägen, trauen sie sich auch herumzulaufen und nach Nahrung zu suchen.


Zu große Aufzuchtbehälter:

Das Eine wo sie sich nicht sicher fühlen und somit auch nichts fressen, sind viel zu große Behälter und viel zu wenige Verstecke. Macht also bitte nicht den Fehler und setzt die Jungtiere in ein normales Terrarium zur Aufzucht und schon gar nicht in so eines wie im Foto.... loser Sand, keine Wetbox,...

Hier ist so ziemlich alles falsch was falsch sein kann...

 

Der Behälter wächst idealer Weise mit den Babys!

Ich beginne hier mit einer 1,3L BraPlast Dose im Rack und wechsle bei 6g Zwergengewicht auf die 3L BraPlast (im Bild). Alternativ verwendet gerne ein 30x30x30cm Falltür Terrarium oder das Exo Terra Terrarium Mini/Wide.

Als Bodengrund nimmt man Küchenrolle/ Zewa, als Verstecke längs halbierte Klorollen und Kokosnussschalen als Häutungshilfe. Als Wasserschale und Calciumbehälter dienen Glas- Teelichtbehälter. Die Wetbox ist eine kleine Plastikdose in die man im Decke ein 20mm rundes Loch bohrt (Forstnerbohrer). Ich verwende diese Dosen, da sie, wie man sehen kann, perfekt mit den Teelichtgläsern in die BraPlast Behälter passen.


Wollt ihr die Kleinen im Terrarium groß ziehen oder mehrere Jungtiere in einer größeren Box zusammen halten, packt den Boden mit 2-3 Wetboxen sowie Klorollen zu, bis fast kein Platz mehr bleibt.

Der größere Behälter muss so gestaltet werden, dass sich die Kleinen sicher fühlen. Nur dann werden sie auch fressen und wachsen. Den größeren Behälter empfehle ich grundsätzlich erst ab 8g Gewicht. Vorher ist eine Einzelhaltung im Rack ratsamer.

Die kleinen Zwerge sind so schreckhaft, dass sie selbst bei Geschwisterkontakt einen Schreikrampf bekommen. Auch sehen einige Nachzuchten die Schwänze ihrer Geschwister als Futter an. Da passiert es leicht mal dass ein Schwanz fehlt und ein Baby mit Regenerat ist schwerer zu verkaufen.

3g Jungtier mit abgeworfenem Schwanz
3g Jungtier mit abgeworfenem Schwanz


Temperaturen im Aufzuchtbehälter


In meinem Rack befindet sich eine Rückwandheizung (Heizkabel oder Heizmatte). Das Kabel ist auf 35C° eingestellt. So ergeben sich 31C° im hinteren Drittel der Box, nach vorne hin abfallend bis auf 28C°. Die Heizung brennt 12 Stunden täglich, nachts ist Zimmertemperatur. Eine Anleitung und Bilder zum Rackbau findet ihr HIER.

Im Terrarium könnt ihr mit einer regulierbaren Heizmattearbeiten. 31-35 Grad im Wärmebereich ist empfehlenswert. Spot eher nicht, da selbst der 20 Watt Lucky Reptile Halogen Sun zu warm für so ein kleines Terrarium ist. Die kleinen Terrarien beleuchtet ihr mit Tageslicht im Raum oder ihr legt eine Leuchtstoffröhre oben drüber. Normalerweise reicht aber das Tageslicht vollkommen aus und stehen andere Terrarien im Raum, geben die ja auch ausreichend Licht ab.


Umsetzen der Jungtiere in die Aufzuchtbehälter


Nach 2-4 Tagen im Inkubator setzt ihr die Kleinen mit viel Gefühl in die Aufzuchtbehälter um. 

Der Fluchtreflex ist zu beachten, denn die Zwerge können ganz schön durchstarten wenn sie wollen.

Fasst sie deshalb möglichst nicht mit den Händen an, sondern dirigiert sie mit dem Deckel der Heimchendose in die Behälter. Danach einfach in Ruhe lassen und erst am Folgetag füttern, wenn sie sich eingelebt haben und sich sicher fühlen. Herumlaufende Heimchen bei Einzug hätten einen Schreikrampf und massives Fluchtverhalten zur Folge.


Fütterung der Jungtiere


Nach etwa 5 Tagen ist der Eidotter im Bauchraum aufgezehrt und man kann mit der ersten Fütterung beginnen.

Die Pinzette ist der Feind, was sie mit ducken, Flucht, Schreikrampf und eventuell auch Angriff erwidern. Lasst sie ihnen deshalb die Pinzette nicht sehen und wackelt an der Ecke der Klorolle, worunter sie liegen, mit dem Insekt. So sehen sie nur dieses und schnappen ohne Furcht zu. Oder ihr werft einfach nur ein einzelnes Insekt in die Box. Wird es gefressen, folgt ein Zweites aber nicht mehr für den Anfang.

Fressen sie nicht, lasst das eine Insekt drin laufen. Im Lauf des Tages oder der Nacht wird es in der Regel gefangen und gefressen.

Mehr als 2 Insekten sollten nicht in der Box herumlaufen, denn die ersäufen sich gerne in der Wasserschale und das bedeutet putzen....

 


Was füttern?

Als Futterinsekten eignen sich:

  • kleine Heimchen, Grillen, Heuschrecken oder Waldschaben

Die Insekten werden bei jeder dritten Fütterung, also alle 3 Tage mit einem Mineralstoffpräparat bestäubt. Empfehlungen findet ihr HIER.

Wenn sie etwas größer werden, kann man ihnen immer mal wieder einen Behälter mit Mehlwürmern dazu stellen aber bitte nicht als alleiniges Futter verwenden. Die Zwerge jede Woche um das doppelte Gewicht hochzumäßten ist nicht im Sinne einer gesunden Aufzucht. 

 

Fütterungsmenge:
Immer wieder werde ich gefragt wie viele Insekten man geben soll. Die Antwort ist einfach -> soviel das Junge frisst.

Es soll ja Gewicht zulegen und groß und stark werden. 


Geschlechterbestimmung


Bis zu einem Alter von etwa 8-10g kann man das Geschlecht noch nicht sicher erkennen. Selbst für einen erfahrenen Züchter mit Lupe ist das unter 8g fast unmöglich. Deshalb werden die Jungtiere als (0)0.1 bezeichnet, was soviel heißt wie ''auf Weibchen inkubiert'' oder als (0)1.0 was dann logischerweise ''auf Männchen inkubiert'' bedeutet.
Anhand der Bruttemperatur kann man das Geschlecht ja schon zu 90% sicher festlegen, wenn man nicht gerade gemischt inkubiert hat...

Ab ca. 10g erkennt man beim Männchen bereits die Hemipenistaschen und auch Ansätze der Präanalporen. Manche Hemipenistaschen sind aufgrund ihrer Größe so deutlich erkennbar, so dass kein Zweifel am Männchen besteht. Bei anderen Männchen erkennt man das oft erst wenn sie mehr als 10g wiegen oder in die Geschlechtsreife kommen. Manche Weibchen hingegen, haben so einen dicken Wulst am After, dass man es fälschlich als Männchen einschätzt. Die fehlenden Präanalporen sollten einem dann Sicherheit geben.

Linkes Bild: Männchen / Rechtes Bild: Weibchen / Beide im Abgabealter von 15g
Linkes Bild: Männchen / Rechtes Bild: Weibchen / Beide im Abgabealter von 15g

Anmerkung: Gebt die Tiere bitte erst dann ab, wenn ihr das Geschlecht zu 100% sicher erkennen könnt. So vermeidet ihr Reklamationen und Unkosten für die Rücknahme des Tieres. Es ist außerdem mehr als peinlich wenn ihr als Züchter Tiere falsch bestimmt verkauft.


Abgabealter


Unter uns verantwortungsvollen Züchtern gibt es ein Mindestgewicht für die Abgabe von Jungtieren und das ist 12g und futterfest.

''Futterfest'' bedeutet sie jagen selbstständig und fressen regelmäßig.
Unter 10g sind die Jungtiere noch sehr scheu und anfällig für Erschütterungen. Ihre kleinen, dünnen Knochen können noch keine große Last stemmen oder Erschütterungen des Fahrzeugs beim Tierversand oder Heimtransport abfangen. Oft endet das mit gebrochenen Knochen oder geschwollenen Gelenken. Es ist auch absolut unverantwortlich, solch kleine Babys mit auf Börsen zu schleppen bloß um sie loszuwerden!

Dort herrschen oft unmenschliche Temperaturen die so ein kleines Ding noch gar nicht verkraften kann und es ist Stress pur!

Natürlich sollte ein Tier nicht verkauft oder verschickt werden, wenn es nichts frisst oder krank ist, das versteht sich von selbst wenn man Anstand und Ehre besitzt und vor Allem seine Kunden behalten will.

Bei mir lautet die Schmerzgrenze 12g bei Abholung, 15g bei Versand und bei Tangerines warte ich sogar bis 20g, damit man den Carrottail und die Farbausbildung gut erkennen kann. In absolut seltenen Fällen gebe ich schon ab 10g ab (wenn der Käufer ums Eck wohnt und Erfahrung hat)

Urban Sunglow mit 6g
Urban Sunglow mit 6g
Selbes Tier mit 12g
Selbes Tier mit 12g

Bestimmte Farbformen erst ab 15g und später abzugeben hat den Hintergrund, dass sich aus den grauesten Mäusen oft die schönsten Tiere entwickeln, die man gerne behalten würde. Wenn man diese dann schon für jemanden reserviert hat ist es besonders schmerzvoll sie abzugeben und noch peinlicher die Reservierung zu stornieren. 
Setzt solche Tiere wenn möglich nur als ''Holdback'' oder gar nicht auf eure Seite, dann kommt ihr auch nicht in peinliche Situationen.