Wann sollte ich nicht züchten?


  • Wenn du dich nicht genug in die Materie eingelesen hast.
  • Wenn du Anfänger bist oder die Tiere noch nicht lange hast.
  • Wenn du keine Genetik Kenntnisse besitzt oder keine Geschlechter unterscheiden kannst.
  • Wenn du kein Geld hast bzw. mit dem was du hast, die Tiere gerade so versorgen kannst.
  • Wenn du keine Zeit hast täglich zu füttern und die Aufzuchtbehälter zu reinigen
  • Wenn du keinen Platz hast für weitere Terrarien und Zubehör.
  • Wenn du nur eine Dachwohnung besitzt in der es wärmer als 30° Grad wird.
  • Wenn du keinen reptilienkundigen Tierarzt in der Nähe hast der OP fähig ist.
  • Wenn du ein buntes Durcheinander an Tieren hast, die genetisch nicht zueinander passen.
  • ...... um nur Einige Gründe zu nennen....

Trifft hier nur eines auf euch zu, streicht bitte den Zuchtgedanken. Es macht einfach keinen Sinn so zu züchten.
Eine Zucht kostet Geld, Zeit, Platz und erfordert Wissen das ein Anfänger noch nicht haben kann.


Kosten einer Zucht


Diese Berechnung hat zu Grundlage: 1.3 Zuchttiere, Je Weibchen 6 Gelege, 36 Eier gesamt

Einmalige Anschaffungskosten:

Zuchttiere: 120,00 - tausende Euro für 1 Zuchtgruppe (1 Männchen und 2-3 Weibchen) je nach gewünschter Farbform
Quarantäne Utensilien Zuchttiere: 40,00 Euro

Inkubator: 60,00 - 80,00 Euro gebraucht, 120,00 - 250,00 Euro Neu

Rack für Jungtiere von 3 Weibchen: 200 - 450,00 Euro (inkl. Heizung, Boxen, Einrichtung)

Alternativ kleine Terrarien für je 2-4 Tiere: 40,00 Euro je Stück zzgl. Technik, Einrichtung usw.

Thermo Control: 50,00 Euro (Steuergerät zur gleichmäßigen Wärmeerzeugung im Rack)
Kryptosporidien PCR Test: 60,00 Euro/ Tier (2-3x empfohlen)

Gesamt= 1920,00 Euro aufwärts

 

Kosten pro Zuchtsaison/ Jahr:
Brutsubstrat und Brutbehälter: 15,00 Euro/ Saison

Homepage: 0,00 - 150,00 Euro/ Jahr

Strom Rack: ca. 180,00 Euro/ Jahr für o.g. Rackhaltung (bei 0,28€/kWh, 160 Watt, Betrieb 12 Stunden/ Tag)

Strom Terrarium Jungtiere: ca. 360,00 Euro/ Jahr (für 8 kleine Terrarien mit 40Watt Technik)
Strom Terrarium Zuchttiere: ca. 150,00 Euro/ Jahr (für 1 Terrarium 150x60x60cm)
Kotprobenuntersuchung der Zuchttiere + Jungtiere: 120,00 Euro (4 x 2 Einzelproben Zuchttiere, 1 Sammelprobe Jungtiere)
Kryptosporidien PCR der Jungtiere: 60,00 Euro (Sammelprobe einmalig)
Medikamente: 40,00 Euro pauschal

Gesamt= 565,00 - 805,00 Euro

Zusätzliche monatliche Kosten:
Desinfektionsmittel: 10,00 Euro/ Monat
Zewa/ Küchenrolle: 6,00 Euro (3 Rollen/ Woche)
Futterinsekten: 20,00 - 50,00 Euro/ Woche (10 Dosen Heimchen, 20 Dosen Heuschrecken,...)
Futterzusätze: 5,00 Euro pauschal
Wasser: 20,00 Euro pauschal
Gesamt= 61,00 - 91,00 Euro

Gesamtkosten pro Jahr*:

1297,00 - 1897,00 Euro (*Wenn alle Jungtiere 1 Jahr behalten werden)

Zeitaufwand:
2 Stunden pro Tag/ 14 Stunden pro Woche/ 56 Stunden pro Monat/  672 Stunden pro Jahr = 28 Tage/ Jahr

Mögliche Mehrkosten:
Hemipenisvorfall Männchen: 70,00 - 180,00 Euro 
Legenot OP Weibchen: 200,00 - 350,00 Euro 
Vermeidung der Legenot OP: 50,00 - 100,00 Euro 

Einschläfern Gecko: 50,00 - 100,00 Euro 
Sonstige Tierarztbesuche: 30,00 Euro aufwärts

Neues Zuchttier: 30,00 Euro aufwärts
Börsenverkauf: ca. 30,00 Euro/ Börse


Einnahmen durch Jungtierverkauf


Um es kurz und schmerzlos zu machen....
Berechnungsgrundlage: 36 Eier, 34 geschlüpfte Jungtiere, 2 Ausfall
Pro Jungtier 30,00 - 120,00 Euro = Einnahme von 1020,00 - 4080,00 Euro/ Jahr
Nach oben keine Grenzen, da sich der Preis der Jungtiere nach der Farbform richtet.

Bei Zucht mit 1.3 Tieren einer ganz normalen Farbform mit einem Tierwert von ca. 100,00 Euro im Schnitt, habt ihr die Kosten nach 1-2 Jahren wieder ausgeglichen. 
Um realistisch zu bleiben, verdient ist danach trotzdem nichts, da man sich ständig neue Zuchttiere kauft, etwa alle 3 Jahre die Einrichtung erneuert und Strom-/ Wasserkosten ständig steigen. Man gibt das Geld einfach immer wieder für die Tiere aus...

Übrigens: Ein 30,00 Euro Wildtyp Jungtier verbraucht genauso viel Versorgungskosten wie ein 1000 Euro Black Night.
Je hochwertiger die Zuchttiere, desto mehr ist an der Zucht verdient und es bleibt wirklich etwas über.
Großzüchter mit Zucht als Hauptberuf wird bei uns in Deutschland trotzdem keiner. Dafür reicht die Nachfrage einfach nicht aus. 

PS: Sobald ihr mit der Zucht etwas verdient sitzt euch das Finanzamt im Nacken. Die Gewerbeanmeldung ist dann Pflicht.


Meldepflicht Ja/ Nein?


Leopardgeckos sind nicht meldepflichtig, da sie nicht unter das Artenschutzgesetz fallen. 
Es müssen auch keine Herkunftsnachweise mitgegeben werden, ist aber ratsam zum Farbformnachweis.


Gewerbeanmeldung Ja/ Nein?


Wenn ihr eure Nachzuchten auf öffentlichen Seiten zum Verkauf anbietet, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass euch jederzeit jemand beim Finanzamt oder auch beim Arbeitsamt melden kann. Es gibt genug Neider in der Szene, selbst unter Nachbarn und wenn es passiert, ist es meist schon zu spät. Das Finanzamt setzt selbst eine Umsatzsteuer fest die ihr dann zahlen sollt und beweist in der Zahlungsfrist erstmal das Gegenteil.

Zucht + Bürgergeldbezug:

Bezieht ihr Bürgergeld (ALG 2, Hartz 4) vermeidet bitte eure Zucht online zu stellen oder Tiere anzubieten. Hier ist das Amt schnell mit einer Sperre samt Prüfung der Vermögensverhältnisse. Natürlich könnt ihr die Zucht beim Arbeitsamt bzw. beim Sozialamt melden wenn ihr ALG bezieht. In Folge müsst die Einnahmen offen legen und dafür benötigt ihr eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Natürlich muss die GuV nicht so ausführlich sein wie es im Handel betrieben wird. Es reicht die Ausgaben, den Einnahmen gegenüber zu stellen.
Was habe ich ausgegeben, was habe ich eingenommen und was kommt unten dabei raus.

Zucht + Finanzamt:

Wenn ihr züchtet und verkauft, betreibt ihr ein Gewerbe und das ist meldepflichtig. In der Regel sind wir Kleinunternehmer, auch wenn wir die Freigrenze mit 22.000 Euro Jahresumsatz (in 2023) nie erreichen werden.
Wir Reptilienzüchter bewegen uns jedoch auf einem Schwellengrad und das ist die Zucht aus persönlichen Gründen ohne Gewinnerzielungsabsicht. (Zucht zur Deckung der Kosten des Hobbys.). Normalerweise wird das vor dem Finanzamt als Liebhaberei gesehen und ist steuerfrei. Dennoch liegt es im Ermessen des Finanzamtes dies zu beurteilen und dafür müsst ihr zuerst ein Kleingewerbe anmelden. 

Mit viel Pech beobachtet euch das Finanzamt über längere Zeit und stellt fest, dass ihr jedes Jahr 15-20 Nachzuchten auf eurer Homepage anbietet. Es wird euch eine gewerbliche Zucht unterstellt und eine Steuernachzahlung gefordert.

Meldet also euere Zucht schon alleine aus eigenem Interesse als Kleingewerbe an, führt Buch über die Einnahmen und Ausgaben, macht euere Steuererklärung 2-3 Jahre und meldet euch dann mal beim Finanzamt, ob es überhaupt erforderlich ist das Gewerbe angemeldet zu lassen.

Euer Steuerberater sollte euch hier auch Auskunft geben können.

In der Regel wird euch das Finanzamt als Kleinunternehmer einstufen oder die Liebhaberei eintragen, wodurch ihr Ruhe habt.

Die Buchführung lege ich jedem ans Herz, egal ob Liebhaberei oder falls ihr das Risiko wagt euer Gewerbe nicht anzumelden. So könnt ihr jederzeit rückwirkend eure Einnahmen und Ausgaben belegen.


Wenn ihr jetzt den Plan zu züchten noch nicht abgeschworen habt dann lasst uns loslegen. Gerne werde ich euch alles dafür beibringen :-)


Genetik


Wer züchten will, sollte auch wissen was er tut und dafür gehört sich zumindest genetisches Grundwissen. 
Ihr müsst ihr keine Fachleute sein aber ein wenig wird schon erwartet. Wenn der Käufer eurer Nachzuchten später Fragen hat, solltet ihr diese schon beantworten können.
Der Genetik habe ich eine extra Seite gewidmet. Ihr findet diese an nächste Stelle oder einfach HIER klicken :-) 


Anschaffung von Zuchttieren


Leider passiert es gerade Anfängern immer, dass Tiere gekauft werden die einem gefallen, die aber als Zuchtgruppe nicht zusammenpassen wenn man später Zuchtgedanken hegt.
Ein Beispiel ist: Tremper Albino Männchen, Bell Albino Weibchen. Oder man besitzt ein Wildtyp Männchen und mehrere Weibchen einer nicht dominanten Farbform. Hiermit kann man nicht züchten weil es einfach keinen Sinn macht. Bell x Tremper oder Rainwater Albino ist ein No Go für die Verpaarung und beim Zweiten erhält man nur Wildtyp Jungtiere.
Fragt euch bitte an dieser Stelle was werde ich als Züchter am Besten los?
Das sind definitiv keine 30 Jungtiere ein und der selben Farbform!

Zucht früher und heute:

Die Art der Nachfrage hat sich in den letzten 10 Jahren massiv gewandelt. 
Früher wollte jeder Wildtypen, Mack Snow und Hypo Tangerine. Preisbereiche bis 70 Euro waren für Anfänger normal. 120-150 Euro waren Ausnahmen die sich nur wenige leisten konnten und teure Farbformen über 200 waren nur etwas für Züchter.

Heute kaufen sich Anfänger teure Tiere mit außergewöhnlicher Farbe von namhaften Züchtern und fahren dafür hunderte Kilometer weit. 
Das geht sogar soweit, dass vom Urzüchter der gewünschten Farbform gekauft wird, auch wenn dieser in Frankreich, Amerika oder England sitzt.
Ein nur geringer Teil der Zuchtanfänger sind die Zoohandelskunden die sich mangels korrekter Information Männchen + Weibchen gekauft haben die sich natürlich paaren. Die Eier will man nicht wegwerfen, brütet im Terrarium und bekommt die Nachzuchten nicht los, weil alles Männchen sind. Der Rest der Anfänger-Züchter sind Kunden von Züchtern, die sich bei Anschaffung schon Gedanken über die Gruppenzusammenstellung machen, damit für eine spätere Zucht alles passt. Hier ist natürlich eine gute Beratung vorausgesetzt.

 

So beginnt ihr erfolgreich:
Anfangen könnt ihr grundsätzlich mit einer reinen Weibchengruppe ohne Männchen!

Die Zuchtformen werden gewählt nach späterem Vorhaben. In der Regel kauft man sich Jungtiere aus dem aktuellen Zuchtjahr und die benötigen 2 Jahre und ca. 50g Gewicht für eine Verpaarung. Falls ihr die Weibchen mit dem Männchen in einem Terrarium halten wollt, müssen sie sowieso ausgewachsen und 2 Jahre alt sein bei der Vergesellschaftung. Sonst würde das Männchen die nicht ausgewachsenen Weibchen paaren und ihr riskiert eine Legenot und den Tod der Weibchen. Also alles zu seiner Zeit wie man so schön sagt.

 

Dieses Vorgehen verschafft euch auch den Vorteil, dass ihr Wissen sammeln könnt bis ihr tatsächlich mit der Zucht beginnt. Das Männchen könnt ihr dann im Folgejahr erwerben oder im zweiten Jahr adult kaufen, wenn die Weibchen bereit zur Verpaarung sind. Ob es zum Zuchtbeginn 1 Jahr oder älter ist, ist beim Männchen nicht so relevant. Es sollte nur beinahe ausgewachsen sein. Oft bekommt man adulte aussortierte Zuchtmännchen von hoher Qualität bei Züchtern. Diese Tiere sind bereits Zuchterfahren und haben eine sehr gute Genetik.
Anmerkung: Das Männchen ist in der Regel der Schlüssel zum Erfolg, denn seine Gene sind entscheidend über die Qualität der Jungtiere.


Haltung der Zuchttiere


Entscheidet euch bei Anschaffung bitte für die getrennte Haltung von Männchen und Weibchen.
Das Männchen wird seine Damen während der Paarungszeit massiv bedrängen und wochenlang mehrfach pro Tag besteigen. Das ist Stress pur für die Weibchen und fördert nur eine Legenot, Schwanzabwurf oder Verletzungen. 
Anmerkung: Manche Weibchen sind territorial und aggressiv zu anderen Weibchen. Das kann sich durch eine Haltung mit Männchen legen aber ist auch der einzige Grund für eine Gruppenhaltung. Fürchterlich in die Hose gehen kann sowas natürlich auch, wenn das territoriale Weibchen auch noch das Männchen vermöbelt. -> Ausprobieren, beobachten und trennen falls nötig.

 

Für die getrennte Haltung von Männchen und Weibchen spricht nicht nur der Stressfaktor, sondern auch dass ihr die Weibchen alle zusammen in einem Terrarium halten könnt. Für die Verpaarung entnimmt man das gewünschte Weibchen und setzt es in das Terrarium/ Box des Männchens bis die Paarung vorüber ist. So benötigt ihr keine 3 Weibchen zu einem Männchen und könnt vielseitiger züchten. z.B. 3 Männchen unterschiedlicher Farbform und je 1 passendes Weibchen dazu.

Für die Männchen (Einzelhaltung) reicht jeweils ein Terrarium mit 80/100x50x50cm, die Weibchen haltet ihr nach Bedarf einzeln oder in Gruppen in entsprechend großen Terrarien.