Farbformen selbst bestimmen ist eigentlich gar nicht so schwer.
Das Einfachste ist es, wenn euch der Züchter eurer Tiere euch deren Farbform mitteilt, wie es sich gehört und wenn ihr selber züchtet solltet, müsst ihr diese Farbformen auch kennen, um die
Jungen sicher zu bestimmen. Ihr könnt ja nicht irgendwelchen Gen Müll produzieren.
Es gibt im www. einige Rechner, bei denen ihr eigentlich nur die Farbform der Elterntiere eingeben müsst und so schon vor der Verpaarung wisst was schlüpfen kann. Der Reptile Calculator ist so ein
Programm, welches auch als App verfügbar ist. Damit habe ich auch angefangen und so die Genetik irgendwann begriffen,
welche nötiges Grundwissen für eine erfolgreiche Zucht ist.
Einige von euch werden dennoch die Farbform ihrer Tiere nicht kennen, weil sie es nicht vom Züchter gesagt bekommen haben. Der klassische Zoohandelskauf ist hier auch so ein Kandidat oder die
Hobbyzüchter die daraus folgen, weil sie dort 1.2 verkauft bekommen haben.
Wie geht man in einem solchen Fall vor?
Farbmerkmale (Polygenetik) wie Carrothead, Carrottail, Zeichnungsvarianten usw. sind sichtbar und lassen sich leicht bestimmen.
Rezessive Gene (Albino, Eclipse,...) werden nur vererbt, wenn beide Elterntiere Genträger sind. Trägt nur ein Elternteil das rezessive Gen, sind die Jungen daraus heterozygot (het.) dafür, also
das Gen wird nicht sichtbar vererbt, aber das Jungtier kann es wieder weitergeben, wenn man es später mit dem selben Genträger verpaart. Das rezessive Gen kann somit auch wieder sichtbar werden,
wenn der zweite Elternpart das Gen sichtbar trägt.
Unsichtbare rezessive Gene kann man nicht erkennen und deshalb ist es so wichtig, die Genetik seiner Zuchttiere zu kennen um die Jungen sicher zu bestimmen. So etwas ist nur fair den Käufern
gegenüber, wenn diese später damit züchten wollen, da sonst unwissend Gen Müll produziert wird.
Wie beginnt man also mit der Farbformbestimmung?
Ganz einfach, man zäumt das Pferd von hinten auf :-P Man fängt also mit den sichtbaren rezessiven Genen an und arbeitet sich zu den Hauptgenen vor.
Nur leider sind viele schnell überfordert von der Farbvielfalt die es gibt und sehen dann den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Ihr müsst das ganze Tier vor eurem Auge zerlegen wie Legosteine. Nehmt euch einen Zettel und notiert euch dessen Merkmale.
Grundfarbe, Schwanzfarbe, Farbe der Beine und Nase, Zeichnungsart, Zeichnungsfarbe, Aussehen der Augen, Augenfarbe (Pupille), Besonderheiten.
Nur so kommt ihr der Farbform eures Tieres auf die Schliche und lernt das Ganze auch relativ schnell für die Zukunft.
Alles fertig notiert? Dann geht's jetzt los, vergleicht eure Notizen mit den Details die gleich folgen.
Frage 1: Hat das Tier Zeichnung?
Keine Zeichnung am Körper bedeutet ''Patternless'' (zeichnungslos): Das sind z.B. Leos der rezessiven Farbform Murphy Patternless und allen Kombinationen dieser Farbform. Aber auch Blizzard, Blazing Blizzard, Diablo Blanco, Mack Snow Diablo Blanco, Ember, Platinum, Super Platinum, Mack Snow White Knight, Predator, Snowflake, Sunrice, Super Crystal, Super Cyclone, Super Typhoon, Super Snow White Knight, Universe, Vortex, White Knight, White Out,..
Ganz besonders hübsch sind Murphy Patternless Jungtiere (Foto). Diese haben eine außergewöhnliche und unverkennbare Zeichnung, die im Wachstum verblasst. Oben im Bild Murphy Patternless Albino und unten ohne Albino Gen.
Ein paar wenige Punkte deuten auf das rezessive Gen Eclipse hin, aber auch beim Hypo und beim Snow Enigma sind diese möglich.
Lediglich Punkte am Schwanz haben meist SHTCTB und all deren Linienzuchten wie Blood, Electric
Ganz viele kleine Pünktchen am Schwanz und Körper deuten auf Eclipse oder das dominante Gen Enigma hin (meist mit dreckig grauer Farbe) aber auch Super Snows und deren Combos haben viele kleine Punkte.
Wie unterscheide ich Eclipse von Enigma?
Der Enigma hat eher schmutzig graue (staubgrau) Grundfarbe die am Schwanz erhalten bleibt, egal welche Farbformkombination es ist. Bei manchen Linien ist der Schwanz auch weiß oder leicht rosafarben z. B. beim Dreamsickle und überall dort wo mit Snow oder Albino kombiniert wurde. Die Jungtiere schlüpfen charakteristisch fast immer mit 2 kleinen dreieckigen Flecken auf dem Kopf und umrandeter unregelmäßiger Fleckenzeichnung, was sich beides im Wachstum auflöst. Das Enigma Gen verstärkt eine orangene Grundfarbe und hat auch Einfluss auf die Farbe der Iris im Auge (rötlich).
Anmerkung: Das Enigma Gen ist grundsätzlich Gen- Müll. Diese Tiere haben einen angeborenen Gendefekt, welcher den Gleichgewichtssinn stört und stressbedingt das sogenannte ''Circle Syndrom'' auslösen kann.
Eclipse bedeutet nicht immer viele kleine Punkte. Die Tiere haben sogenannte Marker (Farbformmerkmale) wie weiße Beine (Socken), eine weiße Schwanzspitze, weiße Nasenspitze und eventuell High White Sides (weiße Flanken) und ganz wichtig, Eclipse Tiere haben ganz andere Augen als normale Leopardgeckos. Hier ist die Iris teilweise (Snake Eyes) oder komplett (Full Eclipse) so eingefärbt, wie die Pupille. Dieses Merkmal kann sich aber im Wachstum und je nach Haltungstemperatur von Full Eclipse zu Snake Eyes oder sogar komplett zurückbilden. Eine weniger als 50% eingefärbte Iris nennt man ''Partial Snake Eyes''. Aber es bleibt immer ein Eclipse. PS: Etwas weiter unten seht ihr Eclipse Augen in Verbindung mit den Albino Linien.
Aber Achtung! Ein Mack Super Snow hat auch eine komplett eingefärbte Iris, ist aber kein Eclipse!! Nicht verwechseln!
Hier der Mack Super Snow Eclipse (Galaxy) im Vergleich zum Mack Super Snow. Beim klassischen MSS fehlen alle Eclipse Marker, nur die voll eingefärbten Augen haben sie gemeinsam und manchmal weiße Beine/ Socken. Beim MSS Eclipse sind die Pünktchen außerdem etwas kleiner, vor Allem an Schwanz und Kopf. Die Einfärbung der Augen beim MSS und MSS Eclipse ist ''Solid'' d. h. die Färbung der Iris bildet sich nicht zurück, egal wie man das Tier hält. Aktuelle Zuchtprojekte wollen möglichst viel weiß anzüchten. Diese Tiere haben große weiße Flächen im schwarzen Muster (Piedlike).
Hat das Tier eher Fleckenzeichnung, kann es alles Mögliche sein und hier kommt das zweite rezessive Gen ins Spiel
-> Albino
Es gibt insgesamt 3 Albino Linien
Diese 3 Albino Linien sind KEINE ECHTEN ALBINOS! Ein echter Albino würde aussehen wie ein Diablo Blanco, also rein weiß mit roten Augen.
Dennoch haben sie den selben ''Gendefekt'' nur eben angezüchtet.
Den Tieren fehlt der schwarze Farbstoff (Melanin) im Körper, weshalb die Zeichnung braun ist und auch die Augen haben keine schwarze Färbung.
Hier ein paar Fotos:
Im Normalzustand sind Tremper Albino Augen eher rotbraun mit rotbraunen Adern in der Iris.
Je nach Inkubationstemperatur (Bruttemperatur der Eier) und je nach Haltungstemperatur, kann der Tremper Albino extrem rote Augen haben, welche dem Bell Albino gleichen. Markant ist das beim
Diablo Blanco (durch das Eclipse Gen bedingt, welches Farben verstärkt).
Inkubiert oder hält man diesen kälter, werden daraus optisch fast schwarze Augen und/ oder es bildet sich zu (Partial) Snake Eyes zurück.
Bei den anderen Albino Linien ist das genauso. Der Bell Albino kann feuerrote bis dunkelrote Augen und Adern haben und beim Rainwater Albino sind die Adern im Auge hellrosa gefärbt, wodurch man ihn vom Tremper Albino unterscheiden kann. Die Pupille ist beim Rainwater fast schwarz.
Der Geübte erkennt den Albino Unterschied schon alleine am Braunton der Fleckenzeichnung.
Diese ist beim Bell Albino kräftig lila/rot/braun, beim Tremper eher blass rosa bis schokobraun und beim Rainwater eher hellbraun/rötlich.
Der einzige Nachteil dieses Gendefektes ist bisher, dass die Tiere lichtempfindlicher sind, mangels dem schwarzen Farbstoff im Auge.
Besonders stark betroffen sind hier die Bell Albinos und ganz besonders stark in Kombination mit Eclipse. Die Tiere kneifen schon die Augen zu bei ganz normalem Lichteinfall durchs Fenster und erst recht bei normaler Terrariengrundbeleuchtung um die 6500K.
White & Yellow (W&Y)
ist ein dominantes Gen, was die Farbe und Zeichnung reduziert, deren Ränder verblasst und teilweise sogar Eclipse ähnelt.
Für den Laien schwer erkennbar, also man muss schon etwas genauer hinsehen. Man erkennt es hauptsächlich an verwaschener Zeichnung, gelb/orangenen Lidern und dem Fehlen von Zeichnung und Farbe
zwischen Auge und Mundwinkel.
W&Y haben auch oft ''White Sides'' (weiße Flanken) und ganz charakteristisch entwickeln adulte Tiere Paradox Spots am ganzen Körper.
Wird W&Y mit Enigma oder Eclipse gekreuzt, wirkt es sich zeichnungsreduzierend aus, weshalb viel damit herumgezüchtet wird. Das Ziel: Komplett weiße Mack Super Snows (Galaxy, Super Raptor, Super Typhoon und Super Radar) sind hier das Ergebnis. Also eine Art Diablo Blanco (schneeweiß) mit ''Full Solid Eclipse''.
ABER! Das Manko an der Geschichte ist dass W&Y sowie auch Enigma einen ähnlichen Gendefekt besitzen, welches den Gleichgewichtssinn der Tiere stört (Circle Syndrom und W&Y Syndrom). Combos daraus sind totale Gen- Krüppel.
So, nun haben wir die rezessiven Gene und auch schon einige dominanten Gene durch und eventuell habt ihr euer Tier schon ganz oder wenigstens teilweise bestimmt. Gehen wir über zur Grundgenetik ohne Albino, Eclipse, Enigma und Co.
Wildtyp/ Wildfarben
hellgelb bis knallgelber, manchmal auch bräunlicher Körper und schwarze Zeichnung = Wildtyp in all seinen Linienzuchten (Bandit, Boldstripe, Xanthic, High Yellow)
Weitere Wildtyp Linienzuchten und zufällige Gendefekte sind der Black Night (fast bis komplett schwarze Linienzucht) und der Lemon Frost, welcher leider auch Gendefekte (Tumore) aufweist.
Der Black Night erobert aktuell den Leo- Markt, weil jeder schwarze Tiere möchte und es tun sich erste Gendefekte auf, weil man für möglichst schwarze Tiere die mit der besten schwarzen
Farbbildung hin und her kreuzen muss und das sind oft die Geschwister/ Eltern.
Der Lemonfrost begann mit einem Hype und ist nun fast nicht mehr zu finden, weil man es nicht schafft, den Gendefekt heraus zu kreuzen. Genau wie beim Enigma und W&Y sind die Defekte fest in
der Genetik verankert, weil diese Farbformen zufällig durch Mutation entstanden und der Defekt dazu gehört.
Hypo/SH/SHT/SHTCT/SHTCTB
sind eigentlich nur Wildtypen mit reduzierter Zeichnung.
Da will ich jetzt nicht nochmal alle Bilder der Linienzuchten posten und verweise auf -> Diese Seite.
Kurze Erklärung der Namenskürzel:
Super bedeutet zeichnungsloser Körper, H natürlich Hypo, T= Tangerine (orangener Körper), CT= Carrottail (roter Schwanz) und B bedeutet Baldy (zeichnungsloser Kopf). Je nachdem wie der Hypo durch Linienzucht verändert wurde, werden die Kürzel zusammengesetzt wie oben in der
Überschrift.
Und ganz wichtig, egal welche Linienzucht, ob Mandarin, Torrid, Electric, Inferno, Tangerine Tornado,... Es sind und bleiben genetisch Hypos und kreuzt man ein Tier dieser Linienzuchten mit einem der anderen Linie oder einem SHTCTB ohne Linie, werden die Jungtiere als SHTCTB bezeichnet, weil die Linie nicht mehr rein ist. Ihr könnt allenfalls zur Verkaufsförderung SHTCTB Electric cross (Kreuzung) verwenden. Damit die Käufer wissen, das Jungtier ist anteilig aus Linie. Denn auch wenn es gekreuzt wurde, es trägt die Liniengenetik und kann somit bei Zucht auch farbintensivere Junge hervorbringen.
Anmerkung: Kommt bitte auch nicht auf die Idee euren brutal farbintensiven SHTCTB mit den Bildern der Linienzuchten abzugleichen welcher es sein könnte. Wenn ihr nicht wisst ob er eine Linienzucht ist, weil euch der Züchter das nicht gesagt hat, dann dürft ihr das Tier auch nicht so nennen.
Snow (Mack, TUG, GEM)
Ist die Grundfarbe weiß, ist das Tier ein Snow. Adult kann man manche Tiere kaum vom Wildtyp unterscheiden, weil sie gelblich werden.
Hier braucht man Babyfotos, denn da sind Snows weiß/schwarz und ein Wildtyp immer gelb/schwarz.
TUG Snows und GEM Snows sind Linienzuchten u. a. auf solid weiß bleibende Grundfarbe.
Mack Snows hingegen werden fast immer gelblich im Wachstum und Alter.
Mack Snow Babys sind Kuh- Farben, also schwarz/ weiß und so leicht erkennbar.
Weiterhin geben bestimmte Zeichnungsvarianten einen Hinweis, um welche Farbformen es sich handeln könnte:
Carrottail haben eigentlich immer die SHTCTB Linien und solche, die damit gekreuzt wurden, um die orangene Farbe zu verstärken.
Hier 3 Beispiele:
Zusammenfassend und als Leitfaden:
Die Ausnahmefälle
Sonderlinge gibt es natürlich auch bei Leos und diese werden als Chimären bezeichnet, was wahnsinnig selten vorkommt.
So etwas passiert rein genetisch, wenn ein Ei Zwillinge enthält, welche als befruchtete Eizelle zu einem Tier verschmelzen. Die Eltern müssen hierfür entsprechend eine unterschiedliche Genetik aufweisen, so dass mehrere Farbformen zu Stande kommen. Eine Chimäre aus Wildtyp x Wildtyp wird man schlecht erkennen, weil nur Wildtypen aus den Eiern schlüpfen.
Eine Chimäre oder Chimaera wie sie auf Englisch heißt, besteht also aus 2 verschiedenen Farbformen, ohne dass diese gemeinsam in allen Genen verankert sind. Beim Tier im Foto ist die Linke Seite Patternless Albino und die Rechte Mack Snow.
Man weiß auch dass solche Weibchen, je nachdem welche Genetik der Eierstock hat, auch diese Gene vererben. Theoretisch hier also linker Eierstock Murphy Patternless, rechter Eierstock Mack Snow. (Kam auch schon beim Menschen vor).
Schlusswort
Bitte verzweifelt nicht wenn ihr euer Tier nicht erkennt, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Übt einfach mithilfe dieser Tipps hier und postet es dann gerne in meinen Whatsapp
Gruppen oder in Facebook, damit euch die Profis euch sagen was ihr da habt.
So seht ihr ob ihr richtig oder falsch liegt und lernt noch was dabei ;-)