Die größten Haltungsfehler


Über die letzten 20 Jahre haben sich so einige Haltungsfehler eingebürgert, die leider von sehr vielen Hobbyzüchtern noch immer weitergegeben werden. Ich führe euch diese mal auf und nehme jeweils dazu Stellung, denn ich haben sie alle durch und kann euch entsprechend auch Bilder dazu zeigen. Nehmt euch kurz die Zeit und danach könnt ihr euch gerne selbst eure Meinung bilden was das Richtige für euer Tier ist.

 

Entstanden sind diese Ideen übrigens als Vermeidung von Haltungsfehlern, ohne dass man damals wusste, dass es sich um Haltungsfehler handelt. Sie gingen durch die Community wie ein Lauffeuer und werden leider heute immer noch so praktiziert und weitergegeben.

Damals wie heute wird einfach zu wenig hinterfragt um eigene Fehler einzugestehen und zu vermeiden, zum Leidwesen der Tiere....


1. Fliesenboden - Um Sand fressen zu vermeiden.


Das Fressen von Bodengrund ist ein natürliches Verhalten von Leopardgeckos, um einen Mineralienmangel auszugleichen. In freier Natur fressen sie gezielt einzelne Steinchen, die genau das Mineral enthalten, das sie benötigen. Im Terrarium jedoch haben wir häufig einen homogenen Bodengrund, wie zum Beispiel Spielsand, der kaum Mineralien enthält und meist auch nicht die Mineralien, die der Leopardgecko gerade braucht. Als Folge davon frisst das Tier Unmengen an Bodengrund, was im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass es daran verendet. Der lehmhaltige Bodengrund kann sich im Verdauungstrakt verkleben und nicht mehr ausgeschieden werden.

Vor einigen Jahren hatten einige Halter die Idee, Marmor-Mosaikfliesen im Terrarium zu verlegen. Kein Sand = Kein Sand fressen, juhu, Problem gelöst!

Natürlich war ich da auch dabei, denn optisch sah das Ganze ja schon ansprechend aus.

Der Nachteil war jedoch, dass das gesamte Klima im Terrarium nicht mehr stimmte. Es wurde zu trocken, und man musste viel öfter sprühen. Zudem verbrachte Stunden damit, die Kot versifften Fliesenfugen mit der Zahnbürste zu reinigen. Ehrlich gesagt, roch es auch ständig nach Kot, selbst wenn man das Terrarium ausräumte und reinigte.

Das Wahre ist es also nicht und unter uns: Was nutzt einem der Sand- freie Bodengrund, wenn man die Ursache nicht behebt?

Tiere die Bodengrund fressen, haben einen Mineralienmangel und lässt man diesen unbehandelt, hat das gesundheitliche Folgen fürs Tier!


2. Calciumsand - Um Sand fressen zu vermeiden.....


Ähnlich wie bei den oben genannten Beispielen, ist auch Calciumsand im Prinzip verdaubar, da er aus Calcium besteht. Aber auch hier kann das Tier Verstopfung bekommen, wenn es Unmengen davon frisst, was insbesondere dann passiert, wenn ihm ein anderes Mineral als Calcium fehlt. Aus der menschlichen Medizin wissen wir, dass ein Zuviel an Calcium einen Magnesiummangel auslösen kann. Damit schaden wir dem Tier also mehr, als dass wir ihm helfen.

 

In Calciumsand sammelt sich so viel Dreck, dass man ihn ständig sieben muss, um ihn einigermaßen sauber zu halten. Mit der Zeit entwickelt er einen unangenehmen Geruch, was ich selbst feststellen musste. Viele Calciumsubstrate sind perlenartig, wodurch das Tier leicht einsinken kann. Ein weiteres Problem, das ich festgestellt habe, ist, dass die Tiere eine sehr trockene Haut bekommen. Calcium entzieht Wasser, was das Terrarium noch viel trockener macht als bei Fliesenboden. Ich hatte hier bei der Terrarienpflege immer sehr trockene Hände und auch den Tieren sah man dies an. Trockene, weiße Tuberkelschuppen waren da an der Tagesordnung und mit sprühen auch fast nicht wegzubekommen.


3. Harter Bodengrund - Um Sand fressen zu vermeiden.....


Ein Mischungsverhältnis von 5:1 für Spielsand (welcher von Haus aus schon Lehm enthält) wird gerne empfohlen, um den Bodengrund hart wie Beton zu machen, damit die Tiere ja kein einziges Sandkorn lösen und fressen könnten. Am Besten sogar noch vermischt mit Fliesenkleber... Auch hiermit möchte man seit Angedenken das Fressen des Bodengrundes verhindern, nur ist das definitiv nicht artgerecht, vor Allem dann nicht, wenn man den Boden platt wie eine Flunder ins Terrarium asphaltiert. 

Leopardgeckos graben nunmal Löcher, vor Allem die Weibchen zur Eiablage. Ich hatte mal ein Tier, das hat sich trotz "Beton" ein Loch gegraben, was es als Höhle nutzte. Weiterhin lösen sich mit der Zeit Sandkörnchen von der Oberfläche und ganz ehrlich, wenn die Tiere wirklich Sand fressen wollen, dann schaffen sie das auch bei "Beton".


4. UV Spots


Leopardgeckos sind nachtaktiv und benötigen nur kaum UV Licht. Der Zoohandel macht hiermit jedoch viel Profit und verkauft unwissenden Anfängern hochwertige UV Spots wie die Lucky Reptile Bright Sun. Im Bild könnt ihr sehen, wie extrem hell dieses Leuchtmittel ist. Leopardgeckos meiden es wie glühende Lava und was nutzt die beste UV Lampe, wenn sich die Tiere nicht in ihr sonnen oder dadurch an ihrem artgerechten Verhalten gehindert werden? 

Dass sich UV Licht positiv auf Reptilien auswirkt hat man bereits erforscht und ich konnte dies auch beobachten, weshalb ich grundsätzlich zu UV Beleuchtung rate aber keinesfalls zu UV Spots und schon gar nicht zu UV-HQI Leuchtmitteln, da diese viel zu intensiv sind. Das UV wird zu stark gebündelt und verbrennt die Tiere regelrecht (Sonnenbrand). Gerade Albino Farbformen sind hier sehr anfällig. Das Tier im Bild wurde innerhalb 3 Monaten mit der Bright Sun regelrecht gegrillt. Gott sei Dank ist sie auf dem Weg der Besserung. Die ganze Geschichte könnt ihr hier nachlesen:

https://www.facebook.com/bycayoo (im Profil die Beiträge suchen)


5. Ungeeignete Mineralienpräparate


Es gibt sehr viele Mineralien-/ Vitaminpräparate auf dem Markt.

Einige werden von Reptilienspezialisten vertrieben, andere von Großkonzernen wie Trixie, Exo Terra, Sera, JBL usw. Diese Firmen vertreiben allgemein viel Reptilienzubehör (auch Gutes) aber haben ihre Präparate nicht an einzelne Reptilienarten angepasst. Jede Art hat ihre Bedürfnisse und entsprechend enthalten die 0815 Pulver zwar die meisten notwendigen Inhaltsstoffe, jedoch nicht alle und nicht oft nicht in ausreichender Dosierung, angepasst an den Organismus von Leopardgeckos.

Auch hier verkauft der Zoohandel wieder das, was er vertragsmäßig im Sortiment hat und das sind im seltensten Fall die richtigen Präparate.

 

Füttert man über längere Zeit die falschen Pulver, bekommt das Tier Mangelerscheinungen und versucht dies zu beheben, indem es als erste Hilfe Maßnahme seinem natürlichen Verhalten folgt und das ist Bodengrund zu fressen. Nur enthält der übliche Bodengrund im Terrarium (oft Sand-Lehm Gemisch) keine Mineralien. Folglich frisst das Tier sehr viel davon und dadurch verstopft der Magen-/ Darmtrakt. In seltensten Fällen geht das gut für das Tier aus und es stirbt daran.

Hat ein Leopardgecko hauptsächlich Calciummangel, kommt es zur Erweichung der Knochendichte (Entkalzifizierung). Der medizinische Fachbegriff lautet hier Hypokalzämie. Knochen verformen sich und brechen durch kleinste Belastung wie das Fressen oder Laufen. Passiert dies, spricht man von einer Erkrankung namens Rachitis.

Hypokalzämie entsteht hauptsächlich unter Verwendung von geriebener Sepiaschale wenn diese nicht angenommen wird, sowie durch Mangelversorgung mit Mineralienpräparaten oder dem Fehlen einer reinen Calciumquelle im Terrarium. Im Bild seht ihr den Akutfall. Dieses Tier ist unheilbar krank, kann nicht mehr fressen, nicht mehr laufen und kann letzten Endes nur noch erlöst werden.


Fazit


Was lernen wir daraus?

Halte deine Tiere artgerecht und ernähre es richtig, dann brauchst du weder Fliesen, noch Calciumsand, noch Boden hart wie Beton. 

  • Verwende Korvimin oder eines der Präparate, welche ich hier auf meiner Seite empfehle, um die Insekten zu bestäuben.
  • Wechsle zwischen den Insekten ab und bestäube 1 Insekt pro Fütterung statt nur 1x pro Woche alles vollzupudern.
  • Füttere die Insekten gut und Abwechslungsreich an bevor du sie fütterst. Supplementieren nennt man dies in unserer Sprache.
  • Verwende eine UV Grundbeleuchtung (UVB unterstützt den Calciumstoffwechsel - Eigenproduktion von Vitamin D3).
  • Versuche das Terrarium artgerecht zu gestalten mit Materialien aus der Natur, damit sich die Tiere auch natürlich verhalten können.

Hier ein paar Beispiele: